Die Rumänien-Tour war ein voller Erfolg.
Nach wochenlangem Planen, Spenden sammeln, verpacken und Transporter beschaffen sowie beladen war es am Donnerstag, dem 23. Februar 2017, endlich soweit. Unser Konvoi brach morgens um 4 Uhr auf, um die großzügigen Spenden nach Rumänien zu transportieren und sich einen Überblick über die Situation vor Ort zu verschaffen. Die Gemeinschaftsaktion von „Maulbronn hilft e.V.“, „Hessen helfen!“ und dem Niefern-Öschelbronner Verein „Unsere helfende Hand“ startete mit insgesamt sechs Fahrern und drei Transportern. Die Fahrer/innen waren Miriam Deckenbach und Theofanis Morkotinis aus Maulbronn, Joachim Boucsein aus Wohratal-Hertingshausen und Christina Schmidt, Tobias Lauber und André Stößer aus Niefern-Öschelbronn.
Gegen 20 Uhr Ortszeit, nach 16 Stunden Fahrt, erreichten wir endlich Arad/Rumänien. Übernachten konnten wir bei der Familie Stan. Die junge Familie von Florina und Ovidiu Stan und ihre drei Kinder engagieren sich seit vielen Jahren für Benachteiligte in Arad und Umgebung. Mit großem Einsatz an Zeit und viel Herzlichkeit bis hin zur Hilfe aus eigenen privaten Geldmitteln kämpfen sie Tag für Tag darum, armen Kindern und Menschen das Leben etwas erträglicher zu machen. Unterstützt werden sie von dem Kinderhilfswerk „Kleine Löwen in Rumänien – micutii lei e.V.“.
Nach einer erholsamen Nacht bei unserer freundlichen rumänischen Familie begannen wir früh am Freitagvormittag mit den Vorbereitungen für unsere Hilfsaktion und bildeten zwei Teams. Während die einen die Transporter entluden und Kleidung für die Ausgabe vorbereiteten, starte das zweite Team damit, dringend nötige Lebensmittel einzukaufen und einzutüten. Insgesamt füllten wir 100 Care-Pakete mit Reis, Nudeln, Bulgur, Tomatensoße, Speiseöl, Zucker und vielem mehr.
Unser erstes Ziel war Felnac, ein Nachbarort von Arad. In Felnac leben 80 Familien unter absolut menschenunwürdigen Bedingungen. Teile der „Unterkünfte“ bestehen nur aus Brettern und Decken. Wasser gibt es nur aus zwei freistehenden Wasserpumpen. Der Strom, wenn überhaupt vorhanden, wird in abenteuerlicher Weise von den öffentlichen Leitungen abgezweigt. Zum Verteilen der Lebensmittel gingen wir von Haus zu Haus und waren dabei mit unsäglichen Zuständen konfrontiert. Bis zu 10 Personen leben in einem kleinen Bretterverschlag. Wir fanden verwahrloste Kinder und bettlägerige Senioren vor. Überall der Gestank von verbranntem Plastik, oft das einzige Heizmaterial. Keine Duschen und nur eine einzige Toilette für all die Menschen. Kaum vorstellbar, dass solche Zustände in einem EU-Mitgliedsland möglich sind.
Familie Stan bereitete am Nachmittag eine Speisung der Kinder aus diesem Elendsviertel vor. Sie organisieren und kochen regelmäßig Mahlzeiten für die Kinder. Wir halfen in einem Gemeindesaal Tische und Bänke aufzustellen, das Essen auszugeben und Getränke zu verteilen. Zum Essen gab es eine sehr leckere Suppe mit Hühnerfleisch und Gemüse, dazu reichlich frisches Brot. Zum Nachtisch konnten wir den ca. 120 Kindern mit einer ganzen Ladung von Überraschungseiern und Schoko-Bons eine kleine Freude machen, die von Ferrero für diese Aktion gespendet wurde. Im Anschluss daran haben wir an alle Kinder neue Kleidung verteilt. In einem riesigen Tohuwabohu konnte sich jedes Kind und natürlich auch die Eltern aussuchen, was benötigt wird. An warmen Jacken, Pullovern, Hosen und Schuhen ging ordentlich was weg und wir konnten deutlich sehen, wie dringend die Kleidung gebraucht wurde. Wir waren bis in den späten Abend beschäftigt. Ziemlich erschöpft, aber auch nachdenklich, fuhren wir zurück zu unserer Unterkunft bei der Familie Stan, um den nächsten Tag zu planen.
Auch unser zweiter Tag in Arad begann mit Einkaufen. Zunächst haben wir, angeregt durch die Erfahrungen des Vortags, für die absoluten Extremfälle in Felnac Dinge wie Baby- und Erwachsenenwindeln, Babynahrung und weiteres besorgt. Kurzfristig entschieden wir, dass es neben den lebensnotwendigen Dingen doch schön wäre, und vielleicht auch ein bisschen Perspektive gibt, wenn wir den Kindern und damit auch den Eltern eine spezielle Freude machen. Also kauften wir einiges an Spielzeug ein. Keine teuren oder luxuriösen Dinge. Kleinigkeiten wie Spielzeugautos, kleine Puppen, Seifenblasen, Springseile und einige Fußbälle. Während die einen das Spielzeug verteilten, brachten die anderen die Windeln usw. zu den „Härtefällen“. Beides wurde dankbar angenommen. Auch die Decken für jedes Kind und jeden Erwachsenen wurden uns fast aus der Hand gerissen und werden hoffentlich etwas helfen.
Danach besuchten wir zuerst das Bahnhofsviertel in Arad. Dort leben die Obdachlosen der Stadt, leider die meisten drogenabhängig. Sie übernachten in zugigen Bretterverschlägen. Die einzige Wärmequelle ist die Leitung der Fernwärmeversorgung. Da sie keine Kochmöglichkeit haben, verteilten wir Brot, Wurst und Orangen. Der Hunger war so groß, dass alles, was sie in die Hand bekamen, sofort verschlungen wurde. Auch hier wurden die zusätzlich ausgegebenen Decken mit viel Dankbarkeit angenommen und uns wurde klar, dass hier leider das Notwendigste fehlt.
In den Randbezirken von Arad, in denen extreme Armut herrscht, Rauchschwaden von verbranntem Plastikmüll durch die Häusergassen ziehen, verteilten wir als letzte Aktion die restlichen Lebensmittel, Decken, Wollmützen und Schals. In diesem Stadtteil wohnen vornehmlich sozial und gesellschaftlich abgehängte Menschen. Im Gegensatz zu dem bisher Erlebten war die Grundstimmung dort tendenziell eher aggressiv und fordernd. So wurden wir bei der Abfahrt auch „Bodyguard-artig“ von drei Personen zu unseren Fahrzeugen begleitet.Nach einer kurzen Ruhepause sind wir dann um ca. 21 Uhr wieder Richtung Heimat aufgebrochen und am Sonntagnachmittag erschöpft, aber wohlbehalten wieder zu Hause angekommen.
Vielen Dank an alle die diese Aktion ermöglicht haben, vor allem an die Familie Florina und Ovidiu Stan, aber auch an die vielen nicht namentlich erwähnten Helfer und Spender. Ohne diese zahlreichen Spender und Helfer wäre diese Tour nach Rumänien nicht zustande gekommen!
Viele Bilder zur Tour findet ihr wie immer auch in unserer Facebookgruppe "Maulbronn hilft".